Fremdwort

Fremdwort
Fremd|wort ['frɛmtvɔrt], das; -[e]s, Fremdwörter ['frɛmtvœrtɐ]:
aus einer fremden Sprache übernommenes oder mit Wörtern oder Wortteilen aus einer fremden Sprache gebildetes Wort:
der übertriebene Gebrauch von Fremdwörtern;
für jmdn. ein Fremdwort sein: jmdm. völlig fremd, unbekannt, unvertraut sein:
Rücksichtnahme ist für diese Leute ein Fremdwort.

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Frẹmd|wort 〈n. 12uaus einer anderen Sprache mehr od. weniger unverändert übernommenes Wort; →a. Lehnwort; → Lexikon der Sprachlehre

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Frẹmd|wort , das <Pl. …wörter>:
aus einer fremden Sprache übernommenes od. in der übernehmenden Sprache mit Wörtern od. Wortteilen aus einer fremden Sprache gebildetes Wort:
der Gebrauch von Fremdwörtern;
[für jmdn.] [k]ein F. sein ([jmdm.] als geistige od. seelische Haltung [nicht] fremd sein; [jmdm.] [nicht] vertraut sein: für ihn ist Toleranz ein F.; Flirten ist für sie kein F.)

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Fremdwort,
 
aus einer fremden Sprache übernommenes Wort, das sich in Schreibung, Lautung und Flexion der aufnehmenden Sprache nicht angepasst hat. Hierdurch unterscheidet es sich vom Lehnwort, dessen fremde Herkunft dem Normalsprecher nicht bekannt ist, und vom Erbwort, das dem heimischen Sprachbereich entstammt. Eine strikte Trennung zwischen Fremdwort und Lehnwort ist jedoch nicht möglich. Dasselbe Wort kann in einer Sprache als Fremdwort und als Lehnwort vorkommen, z. B. im Deutschen lateinisch signare als »signieren« (Fremdwort) und »segnen« (Lehnwort). Alle Lehnwörter waren ursprünglich Fremdwörter, jedoch werden nicht alle Fremdwörter zu Lehnwörtern. Der Zeitpunkt der Übernahme ist für die Klassifizierung als Fremdwort oder Lehnwort nicht ausschlaggebend; so wird z. B. »Revolution« nach wie vor als Fremdwort empfunden, »Spurt« (obwohl erst seit dem 20. Jahrhundert im Deutschen üblich) jedoch nicht.
 
Ursache für das Eindringen von Fremdwörtern ist besonders die Übernahme der durch sie bezeichneten Sache (z. B. bei den durch das Italienische vermittelten Wörtern aus dem Geldverkehr: »Giro«, »Agio«, »Storno«, und der Musik: »Capriccio«, »Concerto grosso«, »Sonate«). So lassen sich an Fremdwörtern auch kulturelle Einflüsse ablesen, die auf einen bestimmten Sprachraum eingewirkt haben. Die Haltung der Sprachgemeinschaften oder ihrer einzelnen Schichten Fremdwörtern gegenüber ist unterschiedlich. Einer positiven Einstellung zu Fremdwörtern (z. B. der ritterlichen Gesellschaft des Mittelalters, die zahlreiche Ausdrücke ritterlich-höfischer Kultur aus dem Französischen übernahm) stehen Bestrebungen zur Vermeidung von Fremdwörtern (Purismus) gegenüber, v. a. als Folge des Willens zu nationaler Selbstbehauptung. Solche Bestrebungen traten schon im 1. Jahrhundert v. Chr. in Rom auf, wo sie gegen den Einfluss der griechischen Kultur gerichtet waren. In Deutschland waren u. a. nach dem Dreißigjährigen Krieg in den Sprachgesellschaften und erneut um die Wende vom 18. Jahrhundert zum 19. Jahrhundert (J. H. Campe) puristische, eine Befreiung der deutschen Sprache von fremdsprachlichen Einflüssen erstrebende Tendenzen zu beobachten. In Frankreich führten Diskussionen über den Gebrauch von Fremdwörtern schließlich 1994 zu einem vielfach umstrittenen Gesetz, das v. a. den Einfluss der englischen Sprache zurückdrängen soll. In neuerer und neuester Zeit hat die Entwicklung besonders von Wissenschaft und Technik die Anzahl der Fremdwörter stark vermehrt. Im Rahmen der zunehmend von Internationalität und Standardisierung gekennzeichneten Fachsprachen spielen Fremdwörter eine wichtige Rolle.
 
 
K. Heller: Das F. in der dt. Sprache der Gegenwart (Leipzig 1966);
 P. von Polenz: Fremd- u. Lehnwort, sprachwiss. betrachtet, in: Muttersprache, Jg. 77 (1967);
 L. Mackensen: Traktat über F. (1972);
 Wolfgang Müller: F.-Begriff u. Fremdwörterbuch, in: Probleme der Lexikologie u. Lexikographie (1976);
 
F.-Diskussion, hg. v. P. Braun (1979);
 
Studien zum Einfluß der engl. Sprache auf das Deutsche, hg. v. W. Viereck (1980);
 
Mediterrane Kulturen und ihre Ausstrahlung auf das Deutsche, bearb. v. O. Lendle u. a. (1986);
 B. Volland: Frz. Entlehnungen im Deutschen (1986);
 
F.-Orthographie, hg. v. H. Zabel (1987);
 
Duden, das Große Fremdwb., bearb. v. G. Drosdowski (1994).

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Frẹmd|wort, das <Pl. ...wörter>: aus einer fremden Sprache übernommenes od. in der übernehmenden Sprache mit Wörtern od. Wortteilen aus einer fremden Sprache gebildetes (in Aussprache, Schreibweise od. Flexion noch nicht voll der übernehmenden Sprache angeglichenes) Wort: übertriebener Gebrauch von Fremdwörtern; *[für jmdn.] ein F. sein: ([jmdm.] als geistige od. seelische Haltung fremd sein; [jmdm.] nicht vertraut sein): für diese Firma ist Rezession ein F. (man ist von ihr nicht betroffen); Toleranz, die in unserem geliebten Vaterlande ein F. ist (Remarque, Obelisk 155); Wenn ... Mitarbeiterführung für Sie kein F. ist ... (Westd. Zeitung 12. 5. 84, o. S.).

Universal-Lexikon. 2012.

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